Das „seriöse“ Inkassounternehmen

Über eine von mir betreute Internetseite erreicht mich eine SPAM-Mail, die mein Interesse weckt:

„Schuldeneintreiber Moskauinkasso weltweit“
Wir machen dort weiter, wo konventionelle Inkassobüros, Insolvenzverwalter, Anwälte und Gerichtsvollzieher an die Grenzen stoßen. Briefe schreiben kann jeder. Wir arbeiten direkt am Schuldner, vor Ort und persönlich.

Es spielt keine Rolle, ob eine Forderung tituliert ist oder nicht. Zahlreiche Kunden und auch Anwälte beauftragen uns, bevor sie den teuren und langwierigen Rechtsweg beschreiten. Gerade clevere oder betrügerische Schuldner haben Vermögenswerte meistens rechtzeitig verschoben. Bei internationalen Geschäften ist es zudem oft schwierig, sich auf dem Rechtsweg Gehör zu verschaffen.

Mit unserer Vorgehensweise sind wir seit bald 25 Jahren erfolgreich und bringen in der Mehrzahle der Fälle das Geld unserer Klienten zurück.

Das macht neugierig. Die angegebene Internetseite mit .eu-Domain ist seit Oktober 2015 registriert. Aha, 25 Jahre erfolgreich.

Ein sinnvolles Impressum hat die Seite nicht, verwiesen wird auf eine Adresse in der Schweiz, sehr nah an Konstanz am Bodensee. Fast schon überflüssig zu erwähnen: natürlich ist auch die in Deutschland erforderliche Erlaubnis nach §§ 10, 11 RDG ist nicht ersichtlich.

Eine weitere Recherche fördert weitere interessante Details zutage. Die Domain ist registriert auf  Josef Dittrich, SEPRO GmbH, Selm. Die handeln laut ihrer Interneteite mit Reinigungsmitteln für Ölverschmutzungen, Josef Dittrich ist dort als Geschäftsführer verzeichnet. Ein Reinigungsunternehmer auf Abwegen?

Also mal kurz nach dem Namen gegoogelt. Schon an dritter Stelle der Suchtreffer ein Artikel in der Deutschen Handwerkszeitung von 2008:

Mehr als 90 Unternehmen aus Deutschland und der Schweiz fielen auf die Firma „Dabona AG“ aus Kreuzlingen im Schweizer Kanton Thurgau herein. Mit überteuerten Lieferungen von minderwertigen Reinigungsmitteln zur Bodensanierung sollten die betroffenen Unternehmen um mehrere Tausend Euro gebracht werden. Die Handwerkskammer Konstanz rät Unternehmern zur Vorsicht vor Vertragsabschlüssen.

Die Dabona AG mit den Direktoren Josef Dittrich und Karl-Heinz Schütte – einschlägig bekannt durch den umstrittenen „Handwerkernotdienst HND“ – hat Ende 2006 in die ProSer AG umfirmiert. Mittlerweile wurde beim Konkursamt des Kantons Thurgau das Insolvenzverfahren eröffnet.

Aha, der Direktor einer in Insolvenz befindlichen Schweizer AG, der mutmaßlich betrogen hat, als seriöser Inkassodienstleister mit 25jähriger Erfahrung?

Was finden wir noch so: Liquidator der DISPRO Dienstleistung-Service-Produkte GmbH (okay, das muss nichts heißen), Inhaber der Firma und Domain „webmoney24.de“ (nicht mit Inhalten belegt), Inhaber der Firma Media Team Josef Dittrich (interessanter Weise im Internet mit den assoziierten Begriffen „Weg zum Millionär, Millionär“ zu finden), Geschäftsführer der WS Worldwide Services GmbH , ein Fernsehbeitrag des Schweizer Fernsehens von 2006 titelt: „Schmierige Geschäfte: Putzmittel ohne Wirkung“. Wir erfahren, dass die oben genannte SEPRO GmbH früher mal HND Handwerkernotdienst-CentraleGmbH hieß (siehe oben).

Also ein durch und durch fachkundiges, absolut seriöses und seit langem erfolgreich am Markt befindliches Inkassounternehmen, das mit absolut legalen Mitteln weitaus mehr erreicht, als jeder spezialisierte Anwalt und jedes andere seriöse Inkassobüro.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Egal

    Haha witzig zu lesen. Ich kenne Josef Dittrich persönlich und habe ihn nicht wissend gefragt, was er so beruflich macht. Seine Antworten kamen mir so komisch vor, dass ich recherchieren musste. Nun bin ich hier 😆

  2. Matthias Schmelzer

    Noch ein Fun-Fakt: inzwischen wurde der Name aus dem Impressum der Website gestrichen,
    da steht jetzt nur noch :

    „Verantwortlich:

    Schuldeneintreiber eu

    Remisbergstr. 20
    8280 Kreuzlingen“

  3. Manne

    un der tuts immer noch… genau die mail heute bekommen.

    wäre mal interresant zu wissen, ob 1&1 als Spam-Versender da dick mit dran verdient oder warum die in 6 Jahren das nicht unterbunden haben… das es ihnen gemeldet wurde, davon ist in 6 Jahren auszugehen.

  4. Ueli

    Auch wir haben heute diese Schuldeneintreiber-Mail bekommen.
    Nun, wenn mir dieser Herr Dittrich bereits im Jahr 2016 zeigen konnte wie man Millionär wird, ist es doch befremdlich, dass er nach all den Jahren immer noch „arbeiten“ muss, nunmehr als Schuldeneintreiber. 😉
    Auf seine (mittlerweile gelöschten) Webseite bot er ein „interessantes“ eBook an.
    Hier ein link zur archivierten Seite:
    https://web.archive.org/web/20160306203620/http://www.webmoney24.de/

  5. Sepp

    Hab kürzlich ein relativ langes Gespräch mit dem Herrn Dittrich geführt in dem er sachkundig und ambitioniert rüberkam. Die Frage ist ob es jemanden gibt der glaubhaft den Erfolg der Dittrich Mission belegen kann. Nach seiner Darstellung müssten ja 9 von 10 Klienten Erfolg melden.

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